Montag, 23. Mai 2016

Djihad Paradise, Anna Kuschnarowa

Inhalt:
Berlin Alexanderplatz: Julian Engelmann alias Abdel Jabbar Shahid betritt eine Shoppingmall. Er trägt einen Sprengstoffgürtel und ist bereit, all die Ungläubigen auszulöschen. Da ruft jemand seinen Namen. Julian hält inne und erinnert sich. An seine große Liebe Romea und die Zeit vor dem Terrorcamp. Doch Julian ist sich seiner göttlichen Mission sicher. Oder nicht?

Die Personen:
Julian Engelmann/ Abdel Jabbar Shahid lebt mit seinem Vater Tom alleine in einer Wohnung, da sie von Julians Mutter verlassen wurden. Tom trinkt und verdiente kein Geld, weshalb Julian mit Drogen dealt, um die Rechnungen bezahlen zu können. Er rappt in einer Band, die aber nicht allzu viel Erfolg hat. Eines Tages fliegt er von der Schule, kommt aber sofort in eine neue. In seiner neuen Schulklasse sitzt Romea, in die er sich verliebt, auch wenn er sich anfangs ihr gegenüber unangebracht verhält. Sie kommen zusammen und hauen irgendwann auch gemeinsam ab, wobei sie aber bald von der Polizei gefunden werden. Romea wir zurück nach Hause gebracht und Julian wird wegen den Drogen, die er bei sich hatte, verhaftet. Im Gefängnis lernt er dann Murat kennen, einen Muslim, und auch wenn sie sich zum Beginn nicht mögen, werden sie bald Freunde. Durch Murats Gebete findet auch Julian zum Islam und konvertiert.
Doch auf einmal kam SIE in die Klasse gestöckelt und dann war ich es, der starrte. Mein Gott, war die schön. …Ehe sie hinter ihren Tisch glitt, warf sie mir einen kurzen, verwunderten Blick zu, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, vielleicht brachte er es aber auch zum Kochen. Wie auch immer, jedenfalls blieb mir fast das Herz stehen. –Julian, S.26 
Romea Achenbach/ Shania kommt aus guten Familienverhältnissen und hat eine Schwester. Ihre Eltern sind meistens in der Arbeit, während die beiden Mädchen zahlreichen Aktivitäten wie Kickboxen oder Chinesisch nachgehen. Romea ist nicht sehr glücklich mit ihrem Leben, was sich aber durch die Beziehung mit Julian schlagartig ändert. Ihre Eltern wollen nicht, dass Romea mit Julian zusammen ist, da er aus solch schlechten Verhältnissen stammt, können Romea aber nicht von ihm abbringen. Für sie ist die Zeit, während Julian im Gefängnis ist, sehr hart, aber danach finden die beiden sofort wieder zueinander. Julian schafft es, Romea dazu zu bringen, mit ihm zu beten, was ihr zwar erst wiederstrebt, dann aber gut gefällt. Sie konvertiert zusammen mit Julian.
Der Neue. Julian Engelmann. Was glaubte der eigentlich, wer er war? …Mr.So-Cool. Lungerte da breitbeinig mit seinem dämlichen Rap-Hat in der letzten Reihe rum und glaubte, er müsste nur mit den Fingern schnipsen und alle Weiber kämen dankbar für dieses bisschen Aufmerksamkeit angekrochen. –Romea, S.34
Meine Meinung:

Djihad Paradise ist ein sehr ausdrucksstarkes Buch. Es mir gezeigt, wie ein Mensch zum Selbstmordattentäter werden kann. Die Autorin hat die Gedankengänge und Gefühle der Protagonisten verständlich und nachvollziehbar formuliert. Durch ihre Erklärungen und die Ereignisse des Buches habe ich viel zum Thema Islam und radikale Islamisten dazugelernt.
Der Schreibstil ist in Jugendsprache verfasst. Es kommen oft Stellen vor, an denen viel geflucht wird. Teilweise hat es gepasst, aber ich empfand die Flüche und Formulierungen meist als übertrieben. Das Buch ist abwechselnd aus Julians und Romeas Sicht geschrieben, weshalb man den Handlungsgang gut nachvollziehen kann.

Am Anfang des Buches ist die Liebesgeschichte zwischen Romea und Julian noch normal und wie man sie in mehreren Büchern in ähnlicher Auffassung finden kann. Doch ab dem Gefängnisaufenthalt ist alles anders. Ich stand beim Lesen die ganze Zeit unter Spannung, weil ich nie wusste, was als nächstes kommt. Im Laufe des Buches werden viele falsche Entscheidungen getroffen. Aber Julian und Romea treffen diese Entscheidungen, weil sie Hoffnung auf ein besseres Leben haben. Sie wollen beide nicht mehr so weiterleben, wie sie es jetzt tun, weshalb sie leicht zu beeinflussen sind und sich recht bald der neuen Religion anschließen. Sie werden, besonders Julian, einer Gehirnwäsche unterzogen, ohne dass sie es merken oder es immer absichtlich so kommt. Sie sehen nur die Vorteile: Ein neues, besseres Leben, eine zweite Familie, eine gemeinsame Zukunft. Dabei verschließen sie die Augen vor ihren Fehlern und den Nachteilen
.
Was mir sehr zu Nachdenken gegeben hat war die Namenswahl der Protagonisten. Romea und Julian sind eine Anspielung auf Romeo und Julia, was mich als Leser mit einer großen Erwartungshaltung gefüllt hat. Ich bin davon ausgegangen, dass es zwischen den beiden Beziehungen viele Parallelen geben wird, wie es dann auch war. Ich finde die Namenswahl gut durchdacht und auf die Geschichte passend!

Die Geschichte hat mich sehr aufgewühlt und das Ende hat mich emotional vollkommen durcheinander gebracht. Die Autorin hat es geschafft, mich trotz aller Erwartungen im Laufe der Geschichte immer wieder zu überraschen. Das Buch hat mich stark zum Nachdenken gebracht. Es gibt vor jedem Kapitel Zitate, die mich auch immer wieder mit Vorahnungen erfüllt haben und dadurch mein Grübeln noch gesteigert haben.

Fazit:
Djihad Paradise ist eine sehr aussagekräftige Geschichte, die den Leser sehr zum Nachdenken anregt. Das Buch befasst sich mit einer aktuellen Problemsituation dieser Welt und ist deshalb empfehlenswert für alle, die sich gerne mit solchen Themen auseinandersetzen. Viel Spaß beim Lesen!

Autorin: Anna Kuschnarowa

Erscheinungsdatum: 17.08.2015

Verlag: Beltz & Gelberg

Umfang: 416 Seiten

Preis: 14,95 €

ISBN: 978-3-407-81155-4

Du & Ich? Ohne mich!, Kristi Cook

Eins sag ich dir, Jemma – du musst dich entscheiden, was du willst, und es dir holen. Du kannst nie wissen, wie viel Zeit dir noch bleibt. –Nan, S.264
Inhalt:
Romeo und Julia hatten ein schweres Los mit ihren aufs Blut verfeindeten Familien. Aber andersherum ist es auch nicht einfach: Die Eltern von Ryder und Jemma verstehen sich großartig, seit Generationen sind die Familien befreundet. Und ihre Sprösslinge scheinen wie füreinander geschaffen. Finden ihre Eltern. Ryder und Jemma sind allerdings ganz anderer Meinung. Die beiden können sich nicht ausstehen und versuchen verzweifelt, den Kuppelversuchen der Eltern zu entgehen. Insofern ist es eine doppelte Katastrophe, als ein Hurrikan die beiden von der Außenwelt abtrennt…

Die Personen:
Jemma ist ein sehr sympathischer Charakter. Sie ist Cheerleaderin, Schützin und filmt gerne. Wegen ihrer Leidenschaft zu Filmen möchte sie unbedingt auf die Filmhochschule in New York, welche natürlich sehr weit weg ist von ihrer Heimatstadt. Ihren Eltern gefällt diese Idee nicht, außerdem haben ihre und Ryders Mutter bereits das ganze Leben der beiden verplant. Und da passt eine Filmhochschule in New York nicht dazu. Sie hat eine Schwester, Nan, zwei Hunde und drei Katzen. Jemma ist ehrgeizig, stur und hin und wieder auch sehr temperamentvoll. Sie kann Ryder überhaupt nicht leiden, weil er sie in der achten Klasse sehr verletzt hat. Jedenfalls denkt sie, dass sie ihn nicht leiden kann…

Es wäre um einiges leichter, ihn zu hassen, wenn er nicht so gut aussehen würde. Und ich will ihn hassen, wirklich. –Jemma, S.9
Ryder ist in vielerlei Hinsicht perfekt. Er ist gut in der Schule, ein sehr guter Football Spieler, ein Gentleman, höflich und extrem gutaussehend. Er ist nicht immer freundlich zu Jemma, aber in bestimmten Situationen ist er für sie da und passt auf sie auf. Auch während des Hurrikans legt er alles daran, Jemma zu beschützen und hilft ihr. Aber auch er hat nicht nur eine helle Seite. Er ist manchmal arrogant, gemein und teilweise unerträglich. Dennoch ist er ein liebenswürdiger Kerl, den man einfach gern haben muss.

Er beugt sich zu mir und knufft mich in die Schulter. »Hey, ich habe immer recht. Klar? « Ich kann nichts dagegen tun – meine Mundwinkel gehen automatisch nach oben. » Das denkst du zumindest, so viel ist sicher. « -Jemma, S.66
Meine Meinung:
Das Buch hat mich einfach in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Ich habe es nur mit sehr viel Beherrschung geschafft, die Geschichte nicht innerhalb von  einem Abend zu lesen. Es ist ein Jugendbuch, das seinen Leser sofort mitreißt. Die Liebesgeschichte zwischen Jemma und Ryder hat eine abrupte Entwicklung: Am Anfang hassen sie einander, doch während des Hurrikans knistert es auf einmal heftig zwischen den beiden.

Kristi Cooks Schreibstil ist fließend und angenehm. Das Buch ist aus der Sicht der Protagonistin Jemma geschrieben, in deren Gefühle man sich sehr gut hineinversetzten kann. Die Autorin erklärt gut, wie es überhaupt zu Jemmas und Ryders Hass aufeinander kam, was ich wichtig finde. Das Cover ist auch wunderschön. Es hat sofort meinen Blick auf sich gezogen. Ich finde, es drückt einfach nur Freude aus. Ich bekomme jedes Mal gute Laune, wenn ich es ansehe, weil es sehr hell ist und mich dadurch sofort an Sommer denken lässt. Auch die beiden glücklichen Menschen auf dem Cover heitern mich auf.

Ich persönlich bin ein großer Fan von kurzen Liebesgeschichten. Auch wenn ich meistens bedauere, dass sie eben nur kurz sind ;-) . Aber als ich dieses Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, wusste ich sofort: Das gehört in mein Bücherregal! Was mich allerdings ein wenig gestört hat, ist die kurze Beziehung, die Jemma zu ihrem Mitschüler Patrick hatte. Sie ist vor dem Hurrikan ein paar Mal mit ihm ausgegangen, wollte aber nie wirklich mit ihm zusammenkommen. Das fand ich ein wenig unpassend, denn die Beziehung hat in Bezug auf Ryder gestört. Aber darüber ist hinwegzusehen!

Fazit:
Das Buch ist trotz der knappen Länge auf jeden Fall lesenswert! Ich kann es allen empfehlen, die gerne kurze Liebesgeschichten lesen. Viel Spaß dabei, die Geschichte selbst zu entdecken!

Autorin: Kristi Cook

Erscheinungsdatum: 08.02.2016

Verlag: Cbj

Umfang: 288 Seiten

Preis: 7,99€

ISBN: 978-3-570-40319-8


Du bist nie allein, Nicholas Sparks

Inhalt:
Vier Jahre nach dem tragischen Tod ihres Mannes fühlt sich Julie Barenson wieder bereit, über eine neue Beziehung nachzudenken. Zwei Männer werben um ihre Liebe: der attraktive, weltgewandte Richard Franklin und der etwas schüchterne Mike Harris, seit Jahren Julies bester Freund. Richard ist charmant, trägt Julie auf Händen, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab und überhäuft sie mit Geschenken. Nur was seine Vergangenheit angeht, ist er seltsam verschwiegen. Mike hingegen fällt es schwer, seine Gefühle für Julie zu zeigen. Erst als er in Richard einen ernsthaften Konkurrenten erkennt, findet er den Mut, sich ihr zu offenbaren. Doch als Julie ihre Entscheidung endlich getroffen hat, erwartet sie statt des ersehnten Glücks ein furchtbarer Alptraum. Die Eifersucht des zurückgewiesenen Mannes wandelt sich in eine Leidenschaft mit fast tödlichem Ausgang…

Die Personen:
Julie ist eine sehr gutherzige Frau. Sie ist eine treue, freundliche Seele, der ihre Freunde sehr viel bedeuten. Sie arbeitet in einem kleinen Friseursalon in Swansboro, North Carolina, zusammen mit der offenen Mabel und der unzuverlässigen Andrea. Sie hatte keine schöne Kindheit, weshalb sie von Zuhause wegläuft und einige Zeit auf der Straße lebt. Dort lernt sie Jim kennen, der sie mit nach Swansboro nimmt und dort mit ihr ein gemeinsames Leben anfängt. Nach seinem Tod erhält sie Heiligabend einen Brief und einen Hund, beides von Jim. Sie verbringt die nächsten vier Jahre mit ihrem Hund und ihren Freunden, zusammen mit ihrem besten Freund Mike, der auch mit Jim befreundet war.

Kurz darauf aßen sie unter einvernehmlichen Geplauder, wie schon so oft. Sie unterhielten sich über Jim und Geschichten von früher, und schließlich verlagerte sich das Gespräch auf Neuigkeiten aus dem Ort und gemeinsame Bekannte.-Julie & Mike, S.138
Mike ist ein schüchterner und einfühlsamer Mensch. Durch seine offene und selbstverständliche Art verliebt sich Julie in ihn. Er behandelt ihren Hund wie einen Menschen und beschützt sie. Er arbeitet mit seinem Bruder Henry in einer Autowerkstatt und wäre gerne Musiker, wozu ihm aber das nötige Talent fehlt. Außerdem ist er immer für Julie da, hilft ihr und hat Spaß mit ihr.

Julie nahm ihn am Arm. »Aber…«, stammelte sie erneut. »Du und Andrea?« Mike sah sie einige Sekunden lang todernst an, dann zwinkerte er. »Hätte ich dich fast reingelegt, was?« -Julie & Mike, S.109
Richard ist ein unheimlicher, aber intelligenter Charakter. Er würde früher von seinen Eltern geschlagen, weshalb er sie nacheinander beide umbringt, dafür aber nicht verdächtigt wird. In den Pflegefamilien verletzt er auch etliche Personen und später bringt er sogar seine Ehefrau und einen Mann um. Er ändert seine Identität und lernt Julie kennen, welche seiner Frau sehr ähnelt. Er stellt ihr von Anfang an nach, während sie zusammen sind und auch nach der Beziehung. Er beobachtet sie und macht Fotos von ihr. Er macht ihr viel Angst, doch er rechtfertig seine Taten mit dem Gedanken, dass er es nur für eine gemeinsame Zukunft mit Julie tut.

Mike war ihr ein guter Freund gewesen, doch jetzt war es höchste Zeit, ihn loszuwerden. Mike hemmte sie, hielt sie zurück, hindert sie daran, ihre eigene Zukunft zu wählen. Ihre gemeinsame Zukunft. –Richard, S.204
Meine Meinung:
Wow. Dieses Buch hat mich sehr überrascht und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Es ist eine Mischung aus einer Liebesgeschichte und einem spannenden Thriller, was ich nicht erwartet hätte. Nicholas Sparks ist ein sehr talentierter Autor. Ich habe bei jedem Kapitel mitgefiebert, denn das Buch war bis zum Ende spannend, was mich auch schon zum Schreibstil führt:

Das Buch ist aus einer neutralen Perspektive geschrieben, wird aber trotzdem auf die Gedanken der einzelnen Personen bezogen. Beispielsweise Räume oder Personen werden sehr detailliert geschildert, sodass man eine gute Vorstellung der Handelnden und des Umfelds hat. Zum Ende hin kommen oft und schnell Personen- und Szenenwechsel, was die Spannung sehr steigert. Auch die romantischen Stellen zwischen Julie und Mike sind gut ausgeprägt. Die Handlung ist gut nachvollziehbar und wenn es Unklarheiten gibt, werden diese im Laufe des Buches alle aufgelöst.

Das Cover drückt die unheilvolle Stimmung des Buches aus. Man sieht zwei leere Strandstühle auf einer Wiese und dunkle Gewitterwolken. Die Wolken stehen für die Gefahr und das Risiko, dass jederzeit etwas Schreckliches passieren könnte. Das Cover hat mich nicht so sehr angesprochen wie manch anderes, aber es gefällt mir. Auch der Titel des Buches passt wie die Faust aufs Auge, denn Richard stellt Julie die ganze Zeit nach, sodass sie kaum Zeit hat, in der sie sicher und allein ist.
Was ich auch noch erwähnen möchte, sind die Einblicke, die man in verschiedene Bereiche bekommt. Seien es die kranken Gedanken von Richard oder das Leben einer Polizistin, man erfährt viel über die unterschiedlichen Welten der Personen.

Fazit:
Du bist nie allein ist ein sehr spannendes und realitätsgetreues Buch. Es ist neben einer Liebesgeschichte ein Thriller, der den Leser nicht mehr loslässt. Ich wünsche allen, die das Buch noch nicht kennen, viel Spaß beim Lesen!

Autor: Nicholas Sparks

Erscheinungsdatum: 01.07.2003

Verlag: Heyne

Umfang: 418 Seiten

Preis: 9,99 €

ISBN: 9783453722095

Ein ganzes halbes Jahr, Jojo Moyes

Ich werde nie und nimmer die Dinge bedauern, die ich unternommen habe. Denn an den meisten Tagen, an denen man an so einen Stuhl gefesselt ist, hat man nur einen Ort, an den man gehen kann: seine Erinnerung. –Will, S.292
Inhalt:
Lou & Will.
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will.

Die Personen:
Lou ist ein sehr lebhafter Charakter. Sie ist zwar bei vielen Dingen, die sie nicht kennt, voreingenommen, aber durch Will probiert sie Neues aus und entdeckt die Lust am Leben. Sie lebt mit ihren Eltern, ihrem Großvater, ihrer Schwester Treena und deren Sohn Thomas in einem kleinen Haus, und durch ihre Einnahmen hält sie die Familie größtenteils über Wasser. Sie ist immer für Will da, hat meistens gute Laune und organisiert gerne.

Auf dem Heimweg ging ich noch kurz in den Schreibwarenladen und kaufte einen Kalender. … Ich kaufte ihn mit der munteren Entschlossenheit einer Person, die nichts lieber tut, als sich in Planungsaufgaben zu stürzen. –Lou, S.198f
Will dagegen ist sehr mürrisch und verschlossen. Er ist unglücklich, und er gibt seinen Eltern sechs Monate um ihn umzustimmen, dann will er sich umbringen. Früher war er sportlich viel aktiv und suchte das Abenteuer, doch jetzt hasst er sein Leben, in dem er sich kaum bewegen kann. Der Unfall passierte nicht beim Sport; Will wurde vor seiner Wohnung von einem Motorrad angefahren. Er verlor seinen Job, seine Partnerin, seine Freunde und seine Lebenslust. Lou ändert dies. Sie macht ihn glücklich, er hat Spaß und genießt die Zeit mit ihr.

Als sich Will entspannte, wirkte er plötzlich wie ein ganz anderer Mensch. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, um seine Augen vertieften sich die Lachfältchen. –Lou, S.278
Meine Meinung:
Die Geschichte hat mich zutiefst berührt. Sie ist größtenteils aus Lous Sicht geschrieben, aber man findet auch Kapitel aus anderen Sichtweisen. Ich habe das Buch lange Zeit in irgendwelchen Regalen gesehen, konnte mich aber nie überwinden, es zu lesen. Ich bin davon ausgegangen, dass es ein „langweiliges Erwachsenenbuch“ ist, doch jetzt im Nachhinein bedauere ich dieses Vorurteil. Ich habe durch den Filmtrailer zu dem Buch gefunden und jetzt bin ich einfach nur froh, es gelesen zu haben.

Die Geschichte ist unheimlich gefühlvoll und nachvollziehbar geschrieben. Es gibt viele Höhen und Tiefen. Es kam mir vor wie eine Reise, dieses Buch zu lesen. Was ich sehr interessant fand, war der Einblick in die Welt eines Tetraplegikers, ohne irgendwelche Verschönerungen. Zu Wills Alltag gehören Schmerzen durch Infektionen genauso wie die andauernden Blicke von irgendwelchen wildfremden Leuten. Durch dieses Buch wurde mir bewusst, wie schrecklich es ist, als Rollstuhlfahrer nicht als vollständiger Mensch akzeptiert zu werden. Andauernd werden behinderte Menschen angestarrt und bei Gesprächen verhalten sich die Gesprächspartner distanziert, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihrem Gegenüber umgehen sollen, obwohl er genauso ein Mensch ist wie sie selbst. Jojo Moyes hat dieses Thema sehr aufschlussreich behandelt.

Ich hätte nie geglaubt, wie viele Leute eine Bitte um Hilfe ablehnen, wenn es um einen Rollstuhl geht, der im Schlamm stecken geblieben ist. –Lou, S.215
Der Schreibstil von Jojo Moyes hat mir unglaublich gut gefallen. Sie geht auf wichtige Details ein und schafft nur durch wenige Sätze ein gelungenes Bild des Geschehens. Lous Gefühle werden deutlich beschrieben, wodurch man sich gut mit ihr identifizieren kann.
Zu guter Letzt möchte ich noch meine Meinung über das Cover äußern. Es ist schlicht gehalten, aber es drückt sehr viel aus. Der Schriftzug  von Ein ganzes halbes Jahr zieht sofort alle Blicke auf sich, da er mitten im Bild einfach unübersehbar ist. Darunter steht eine junge Frau, Lou, und lässt einen Vogel fliegen. Für mich bedeutet das, dass sie akzeptieren muss, dass Will seine eigenen Entscheidungen treffen kann, und ihn demnach loslassen muss. Wie gesagt, trotz der wenigen Farben ist das Cover sehr ausdrucksstark.

Fazit:
Das Buch ist definitiv lesenswert. Es handelt von Liebe, Vertrauen und dem Schicksal. Ich freue mich schon sehr auf den Film, und wem es genauso geht, der sollte unbedingt vorher das Buch lesen! Es ist eine Geschichte, die meine Sichtweise auf einige Dinge verändert hat. Danke, Jojo Moyes, für dieses unglaubliche Buch!

Autorin: Jojo Moyes

Erscheinungsdatum: 5. Januar 2012

Verlag: Rowohlt

Umfang: 544 Seiten

Preis: 14,99€

ISBN: 9783499267031


Wenn du dich traust, Kira Gembri

Dann war’s das jetzt mit den Zahlen. Dein Leben soll nicht mehr gezählt werden, sondern geschätzt. Und ich schätze, es könnte ziemlich gut werden – wenn du dich traust.-Jay, S.269

Inhalt:
Lea zählt – ihre Schritte, die Erbsen auf ihrem Teller, die Blätter des Gummibaums. Sie ist zwanghaft ordentlich und meistert ihren Alltag mit Hilfe von Listen und Zahlen. Jay dagegen lebt das Chaos, tanzt auf jeder Party und hat mit festen Beziehungen absolut nichts am Hut. Niemals würde er freiwillig mit einem Mädchen zusammenziehen, schon gar nicht mit einem, das ihn so auf die Palme bringt wie Lea. Und Lea käme nie auf die Idee, mit Jungs zusammen zwischen Pizzakartons und Schmutzwäsche zu hausen. Sonnenklar, dass es zwischen den beiden heftig kracht, als sie aus der Not heraus eine WG gründen.

Meine Meinung:
Wenn du dich traust ist die erste Geschichte, die ich von Kira Gembri gelesen habe – und sicherlich nicht die letzte. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, in welchem die Protagonistin unter einer Zwangsstörung leidet, und das war eine sehr interessante Erfahrung. Aber zuerst einmal mehr zu den Figuren:

Lea wirkt anfangs eher schüchtern, aber dies ändert sich im Laufe des Buches. Sie ist nicht gut auf ihre Familie zu sprechen, da keiner von ihnen sie verstehen kann und Lea außerdem zwei Jahre zuvor ihrem kleinen Bruder eine bleibende Verletzung zugefügt hat. Seit diesem Vorfall berührt sie ihren Bruder nicht mehr, und ihre Zwänge haben sich stark verschlimmert. Sie verbringt ihre Zeit mit Zählen und Kontrollieren. Doch als sie Jay kennenlernt (und sich dann auch in ihn verliebt), geht es ihr besser und sie kommt ohne ihre Rituale, Zahlen und Kontrollgänge klar. Sie verändert aber auch sein Leben, ist für ihn da und macht ihn glücklich.

…HAB ICH DICH AM WICKEL! « Jay packt mich im Nacken, und ich kreische los, als hätte mein letztes Stündlein geschlagen. Mein Quieken dauert an, bis Jay sich von mir herunter auf die Matratze wälzt. Er lacht so sehr, dass es ihn am ganzen Körper schüttelt. -Lea, S. 252
Jay lebt in einer WG mit seinen Freunden Alex und Flocke. Auch er ist nicht gut auf seine Familie zu sprechen. In seiner Kindheit wurde er von seinem Vater regelmäßig verprügelt, weshalb er eine Narbe im Gesicht hat, während seine Mutter dabei zugesehen und ihn nicht beschützt hat. Diese Vorkommnisse haben zu seiner starken und abgehärteten Persönlichkeit geführt. Jay arbeitet bei Mike, einem Drogendealer, um die hohen Schulden, die sein Vater bei diesem hat, abzubezahlen. Dabei wird er einmal von der Polizei erwischt, und bei seiner Gerichtsverhandlung wird sein Urteil gefällt: Er kann eine Haftstrafe umgehen, wenn er 72 Sozialstunden in einer psychiatrischen Anstalt erledigt, in welcher er Lea begegnet.

Es klingt eigentlich nur wie ein Luftzug, aber das genügt, um meinen Kopf hochschnellen zu lassen. Im Türrahmen steht das irre Gummibaummädchen und starrt mich an.  -Jay, S. 44
Das Buch ist einfach unglaublich. Ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Die Autorin hat es geschafft, humorvolle, ernste, spannende und romantische Momente zu einer einzigartigen Geschichte zu kombinieren. Die Liebe zwischen Lea und Jay entwickelt sich langsam, und da das Buch aus den Sichten beider geschrieben ist, fällt es einem leichter, ihre Gedankengänge und Gefühle nachzuvollziehen.

Am Beginn des Buches fiel es mir noch ein wenig schwer, mich in Lea mit ihrer Krankheit hineinzuversetzen, aber recht bald habe ich ihre Zwangsstörung als einen Teil von ihr akzeptiert, und daraufhin war es für mich nicht mehr schwierig, aus der Sicht einer Protagonistin mit Verhaltensstörung zu lesen. Doch trotz ihres Ticks gibt es auch viele Stellen, in denen mir Lea wie ein normales Mädchen vorkam.

Der Schreibstil von Kira Gembri ist gut für Jugendliche geeignet und sehr humorvoll. Es gab viele Stellen, an denen ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, vor allem, wenn Leas Selbstbewusstsein in  Kombination mit ihrer Intelligenz zum Vorschein kommt. Die Autorin geht offen mit dem Thema Verhaltensstörung um. Jetzt darf man aber nicht denken, dass die Geschichte durch Leas Krankheit bedrückend wirkt, denn genau das ist nicht der Fall. Als Leser wird man verständlich und dem Thema angemessen in die Geschichte eingeführt.

Auch zum Cover möchte ich noch ein paar Worte hinzufügen. Mir persönlich ist zwischen vielen Büchern dieses Buch sofort ins Auge gestochen. Die Farbkombination finde ich sehr schön, sie ist einerseits bunt und andererseits schlicht gehalten. Das Cover drückt für mich aus, wie sehr sich Lea von den anderen Menschen unterscheidet. Dieses Mädchen, das auf der Schaukel sitzt, ganz allein, und auf die Stadt hinabsieht, als würde es den anderen Menschen zusehen, wie sie ihr alltägliches, normales Leben führen, das ist für mich definitiv Leas Situation. Hierbei möchte ich auch noch ihre Einsamkeit betonen, wie sie zwischen den im Wind wirbelnden Blättern sitzt und ganz weit entfernt vom Boden die Häuser betrachtet. Aber komplett allein ist sie nicht auf dem Cover, schließlich steht ja auf dem Boden ein Junge, Jay, und betrachtet ebenfalls die Stadt. Auch hier wird deutlich, dass er in einem anderen Umfeld lebt als andere Menschen. Wie bereits gesagt, dieses Cover spricht mich sehr an.

Fazit:
Wie das Buch schon sagt: Traut euch, es zu lesen! Diese Geschichte lohnt sich wirklich, gelesen zu werden. Es geht um die Liebe, das Leben und dessen Hindernisse. Die Beziehung zwischen Jay und Lea zieht einen sofort in ihren Bann, da sie zwei vollkommen unterschiedliche Leben führen und sich durch ihre verschiedenen Arten ergänzen. Ich kann Kira Gembri nur für diese wundervolle Geschichte danken!

Autorin: Kira Gembri 

Erscheinungsdatum: 01.06.2015

Verlag: Arena
 
Umfang: 336 Seiten

Preis: 14,99 €

ISBN: 9783401601496